Klick Klick!

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Ich bin's, Dein Anlasser, daß unbekannte Wesen!

Dieses "Klick! Klick!" hat wohl jeder schon einmal gehört, der den TR7 schon längere Zeit fährt oder ein weniger gepflegtes Exemplar zum Wiedererwachen gebracht hat. Vor allem im warmen Motorenzustand auf einem belebten Parkplatz und unter den neugierigen Blicken der Anwesenden wird es immer gerne genommen. Doch woher kommt diese Störung?

Der Anlasser ist, trotz des serienmäßig angebrachten Hitzeschilds aufgrund des dicht an ihm vorbeilaufenden Hosenrohrs des Auspuffs massiven Temperaturschwankungen ausgesetzt, was dazu führt, daß sein Ausrückbolzen förmlich einbackt!

Die Arbeitsweise eines Anlassers ist schnell erläutert: Durch das Betätigen des Zündschlüssels zieht das Starterrelais im Sicherungskasten an und schaltet den Strom Richtung Anlasser durch. Dort bewirkt der ankommende Strom, daß der Magnetschalter anzieht. Erst jetzt liegt die volle Batteriespannung direkt an, welche im Magnetschalter ein Magnetfeld aufbaut. Dieses Magnetfeld drückt einen Ausrückbolzen nach vorne, so daß das Anlasserritzel in den Zahnkranz der Schwungscheibe gedrückt wird. Gleichzeitig wird die Batteriespannung direkt in den "Motor" des Anlasser durchgeschaltet, so daß dieser die Schwungscheibe dreht und damit den Motor anwirft.

Wenn das "Klick! Klick!" auftritt, sind um Rat gefragte Werkstätten schnell mit der teuren Anwort bei der Hand, daß der Magnetschalter defekt sei und ersetzt werden müsse. Ich darf hier anmerken, daß 95% aller so rausgeworfenen Magnetschalter heute noch ihren Dienst verrichten könnten, wenn man sie einfach "überholt" hätte, denn die Wicklung ist nur in den seltensten Fällen dahin! Und dieser Störungsbeseitigung wollen wir uns nun widmen:

Bevor wir den eigentlichen Ursachen zu Leibe rücken, grenzen wir das Problem noch etwas ein und überprüfen, ob das Starterrelais in Ordnung ist, welches sich im Sicherungskasten befindet.


Demontage des Magnetschalters:

Anlasser Explosionszeichnung

  1. Mutter (1) und Stützbügel entfernen
  2. die Halteschrauben (2) rechts und links entfernen
  3. Magnetschalter vorsichtig vom Ausrückbolzen (3) abziehen

Im Kern sind es aber meist zwei Störenfriede, die zum Ausfall des Anlassers/Magnetschalters führen. Der erste und häufigste ist ein durch die Hitze des Auspuffs festgebackener Ausrückbolzen. Die Kraft des Magnetfelds des Magnetschalters reicht dann nicht mehr aus, um diesen bestimmungsgemäß ausrücken zu lassen. Hier hilft ein einfaches Ausbauen des Anlassers und Abbauen des Magnetschalters, um an den Ausrückbolzen zu gelangen.

Doch Vorsicht! Beim Abziehen des Magnetschalters ist darauf zu achten, daß der Ausrückbolzen zwar aus dem Magnetschalter aber nicht aus der Achse des Anlasserritzels herausrutscht, da das Wiedereinsetzen in diese Achse durch die vorhandene Gummimanschette ein wahnsinns Gefummel ist!

Was jetzt bleibt, ist, das alte, verharzte Fett aus dem Magnetschalter sowie vom Ausrückbolzen mit Benzin sorgfältig zu entfernen und neues, hitzebeständiges Fett aufzutragen. Aber bitte keine Kupferpaste, da die Kupferpartikel wie eine Bremse wirken, sobald das Fett verdampft ist. Technische Vaseline oder ein hitzebeständiges Hochleistungsfett aus dem Maschinenbau sind geeigneter. So abgeschmiert wird der Anlasser wieder zusammengesetzt, in einen Schraubstock gespannt und mit einer Batterie sowie Starthilfekabel getestet. In 90 % der Fälle steht einem Wiedereinbau nun nichts mehr im Wege!

Bei den verbleibenden 10 % ist der Magnetschalter leider erneut zu demontieren, denn wir müssen dessen Innenleben zu Leibe rücken.


Zerlegen des Magnetschalters:

Innereien des Magnetschalters

  1. Lötpunkte (1) vollständig entlöten,
  2. versiegelte Kreuzschlitzschrauben (2) freikratzen und ausdrehen,
  3. die beiden Muttern (3) von den Kupferbolzen (4) entfernen,
  4. Deckel (5) vorsichtig abheben,
  5. Kontaktplatte (6) herausnehmen.

Zur Erläuterung sei angemerkt, daß das schwere Teil (7) die Magnetspule des Schalters ist. Sie ist nicht weiter zerlegbar, man kann einzig die zum Vorschein gekommenen Löt-/Kontaktpunkte auf mechanische Beschädigungen überprüfen und sofern ein Meßgerät vorhanden, die Wicklung durchmessen bzw. von einem Elektrofachbetrieb durchmessen lassen. Sollte die Wicklung tatsächlich dahin sein, so ist das Todesurteil über den Magnetschalter gesprochen und ein neuer muß her.

In der Regel liegen die "Übeltäter" aber bei den beiden Kupferbolzen (4) und der Kontaktplatte (6), die meist total korrodiert bzw. verblitzt sind. Oftmals muß sich der Strom durch einen nur noch stecknadelkopfgroßen Punkt quälen. Der fließende Strom, wird durch die kleinen Kontaktpunkte minimiert, das Magnetfeld schwächer aufgebaut und zu allem Übel leistet meist ein verharzter Ausrückbolzen zusätzlich mechanischen Widerstand. Dies würgt auch die letzte Funktion des Schalters/Anlassers ab.

Um dem Übel Herr zu werden, werden sowohl die Kontaktpunkte der Kupferbolzen (4) als auch die der Kontaktplatte (6) mit einem sehr feinen Schleifpapier blank geschliffen. In extremen Fällen habe ich schon gesehen, daß an Stelle der Kontaktpunkte auf der Kontaktplatte (6) nur noch Lochfraß vorhanden war. Da ein sauberer Kontakt und Stromfluß hier mittels Schleifen nicht mehr herstellbar ist, hilft nur noch das Einbringen zweier massiver Kupfernieten (Keine Zieh- oder Hohlaugennieten verwenden!), wie man sie beim Flaschner erhält, der sie fürs Vernieten von Dachrinnen und -Verwahrungen verwendet.

In jedem Fall ist beim Schleifen und Nachbearbeiten der ggf. eingebrachten Kupfernieten darauf zu achten, daß die Kontaktfläche bei der Berührung zwischen Kupferbolzen (4) und Kontaktplatte (6) möglichst groß ist, was einen optimalen Stromfluß und Aufbau des Magnetfelds ermöglicht.

Was uns jetzt noch verbleibt, ist, den Magnetschalter in der berühmten umgekehrten Reihenfolge des Zerlegens zusammenzubauen und an seinen Platz am Anlasser zu verbringen. Die Funktionsprobe vor dem Einbau ins Fahrzeug erfolgt auch hier mittels Schraubstock, Batterie und Starthilfekabel.

Wie Eingangs erwähnt, müßten wir mit diesen Maßnahmen in 95 % aller Fälle Erfolg haben. Aufgrund des hohen Preises für einen Magnetschalter glaube ich, daß sich der Aufwand in jedem Falle lohnt, auch, wenn man dann doch feststellt, an einen der 5%-Fälle geraten zu sein, bei denen nichts mehr zu machen ist.

Bei Fragen und/oder Anregungen, eMail genügt!

Andreas Dittiger
IG-Sekretariat


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